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Team Sabelino macht den Rollstuhl Check

Haben wir hier in Nürnberg eine rollstuhlgerechte Innenstadt? Und wie ist das überhaupt, wenn man plötzlich im Rollstuhl sitzt?

Das wollten wir Schülerinnen und Schüler der AG Schulradio herausfinden. Von einem Sanitätshaus gegenüber der Realschule durften wir uns zwei Rollstühle ausleihen.

In der Mensa ging es dann auch sofort los. Wie können Rollstuhlfahrer unsere Schule verlassen? Zwei Rampen und ein Aufzug stehen zur Auswahl, um auf die Straße zu kommen.

Nach wenigen Metern stellte Ajhan fest, wie sehr ein Rollstuhl zur Straßenmitte zieht. Gehsteige sind so gebaut, dass das Regenwasser zur Straße fließen kann. Fussgänger merken das kaum, aber jetzt wurden so schon wenige Meter anstrengend und zusätzlich Helfer wurden gerufen.

Nach wenigen Gehminuten erreichten wir den Hauptbahnhof, den wir auf dem Weg zur Altstadt durchquert werden sollte. Hannah und Mia entdeckten auf den Infotafeln das Rollstuhlsymbol, auf das sie bisher nicht geachtet haben.

So konnten wir schnell Aufzüge finden. Wir hatten zwei Rollstuhlfahrer dabei, weil wir uns die Aufzüge auch mit Fahrradbesitzern und Müttern mit Kinderwagen teilen mussten, hat es schon lange gedauert, bis wir endlich alle in der Passage unter dem Bahnhof waren.

Am Ende der Passage ging es leicht bergauf. Für Fußgänger kein Problem. Aber die Versuche der Rollstuhlfahrer, aus eigener Kraft den kurzen Anstieg zu bewältigen, scheiterten nach wenigen Metern, Nicole und Julia hatten kaum noch Kraft. Gemeinsam schaffte wir es dann aber doch noch.

Nur 100 Meter weiter versperrte eine Baustelle den Gehsteig, ein wenig Erde sollte eine Rampe bilden, die Philip mit etwas Angst im Blick bewältigte. Plötzlich waren wir auf der Straße, direkt gegenüber auf den Gehsteig konnten wir nicht, in einiger Entfernung fanden wir dann doch eine flache Bordsteinkante.

Wir bekamen dann die Aufgabe, jetzt sofort die Straßenseite zu wechseln. Mit einem unangenehmen Sprung von der Bordsteinkante ging es über die Straße. Alleine kann kein Rollstuhlfahrer den etwa 15cm hohen Bordstein überwinden, auch hier musste das Team helfen.

Kurz vor der Lorenzkirche verwandelt sich der relativ ebene Boden in Kopfsteinpflaster. Hier sollten die inzwischen ausgewechselten Rollstuhlfahrer einige Meter aus eigener Kraft vorankommen. Nach 30 Metern schon spürte Josefine, wie die Arme langsam schmerzten.

Als Ajhan in den Rollstuhl wechselte, bekam er die Aufgabe, ein behindertengerechtes Klo zu finden. Berkay erinnerte sich, dass er in einer nahegelegenen Drogerie ein solches Klo gesehen hat. Über einen breiten Aufzug kamen wir dort in ersten Stock an, schnell fanden wir, was wir suchten. Die beiden Schüler beschrieben den Ort als sauber und groß.

Zurück in der Fußgängerzone sollte die Gruppe nun mit der U-Bahn zurück zur Schule. Die Rolltreppe war zwar schon in Sichtweite, aber viel zu gefährlich. Also versuchten wir, über ein Kaufhaus daneben die U-Bahn zu erreichen. Immerhin kamen wir so in das Untergeschoss, dort mussten wir dann noch einen Aufzug suchen, der gerade groß genug für einen Rolli war. Schließlich schafften wir es aber so bis zum Bahnsteig. Die neuen U-Bahnen haben alle eine kleine Brücke, die an der Tür ausfährt, so gelang uns auch schnell der Einstieg.

Am Hauptbahnhof wurde es dann aber nochmal kompliziert, da wir zwar einen Aufzug fanden, aber so keine Ahnung hatten, wo genau wir ans Tageslicht kommen. Zudem gab es wieder einen langen Stau davor. Wir teilten uns auf, und kamen an unterschiedlichen Orten an die Oberfläche. Am Bahnhof gab es dann noch eine Rampe, um bequemer das Gebäude zu durchqueren, so waren wir pünktlich zurück in der Schule.

Am Ende haben wir nochmal verglichen. Während wir als Gruppe wohl nur 15 Minuten für den Fußweg benötigt hätten, so waren wir mit den Rollstuhlfahrern insgesamt 90 Minuten unterwegs, dabei haben wir einen Teil des Rückwegs sogar mit der U-Bahn bewältigt.

Julia und Jana waren der Meinung, dass es ganz schön anstrengend ist, mit dem Rollstuhl unterwegs zu sein. Allein quer durch die Innenstadt zu rollen scheint kaum möglich, meinten viele aus der Gruppe. Wir können es uns nun ein wenig besser vorstellen, die schwierig der Alltag mit einer Behinderung ist.